Sehr geehrte Damen und Herren,
am Sonntag startet die PlanBude den Beteiligungsprozess für die Neuplanung des ESSO-Häuser-Geländes – mit einem furiosen Fest. Die letzten bürokratischen Hürden sind genommen, der Auftrag des Bezirks ist erteilt, der Probelauf ist absolviert, die großen Hängetaschen des IdeenArchivs füllen sich bereits mit Vorschlägen, Entwürfen und Meinungen aus St. Pauli. Dass dieser offene und demokratische Beteiligungsprozess jetzt starten kann, und zwar ganz amtlich, ist durchaus eine Sensation. Und die gilt es zu feiern. Jetzt Sonntag, 26. Oktober, 15 – 21 Uhr, geht’s rund um die PlanBude in der Taubenstraße Ecke Spielbudenplatz los!
Mit: PlanungsParcours, Türsteherlesung (Dumm & Brutal, thx to Molotow), Zucker (super & live), LegoModell, Hüpfburg (investorenarchitekturkritisches Modell von Michaela Melian), Umherschweifende Produzenten (brandneues Knarf-Ding, live), Kaffee & Kuchen & Essen von Arman („Kochen ist Liebe!“), Bauzaunausstellung von Frank Egel (sensibel geguckt, ruppig präsentiert), Frau Kraushaar & Sascha Demand (live), die Djs L. C. Knabe, Ratkat, Speckman und Plazebo (wir nehmen’s als Warnhinweis, Erkan), SchülerInnen der St. Pauli-Schule (beantworten jede Frage, denn sie sind die PlanBuddies), The Bezirksamtsleiter Is Present und einem Zelt für etwaige Regenschauer (die wir allerdings nicht erwarten).
Was ist an der PlanBude sensationell?
Der Beteiligungsprozess beginnt zu einem Zeitpunkt, an dem die entscheidenden Weichen noch nicht gestellt sind. Weil es noch keinen Bebauungsplan gibt, gibt es also wirklich noch etwas zu entwickeln. Die Ergebnisse aus dem PlanBude-Prozess fließen in die Auslobung für einen architektonisch-stadtplanerischen Wettbewerb ein. Erst auf der dadurch gelegten Basis wird die Bezirksversammlung den Bebauungsplan formulieren – und beschließen. Und ohne neuen B-Plan kann auch nichts Neues, Anderes gebaut werden. Das heißt: Jetzt werden die Stellschrauben gesetzt für alles was folgt.
Was ist an der PlanBude anders als sonst?
PlanBude funktioniert nicht nur als Sammelstelle – sondern als Plattform der Produktion von Ideen und des Austauschs. PlanBude ist ein interdisziplinäres Team aus dem Stadtteil. Mit einer Ausnahme wohnen alle auf St. Pauli. Auch das Konzept wurde im Viertel entwickelt und dem Bezirk angeboten. Der Bezirk hat PlanBude nun ganz offiziell beauftragt – denn es geht um das lokale Wissen der Menschen, die hier leben, arbeiten und jeden Tag Stadt gestalten. Dieses Wissen soll in die Planung einfließen. Das Team vereint Kompetenzen aus den Bereichen Planung, Architektur, Urbanistik, Kunst, Sozialarbeit, musikalische Subkultur, Stadttheorie, Kulturwissenschaften und Basisbewegungen. Und weil das Wort „Kompetenzen“ so fade klingt, sagen wir es doch deutlich: PlanBude macht Beteiligung funky. Mit ausgebufften Tools und Methoden stellt das Projekt das planerische business as usual in Frage – und macht den Planungsprozess auf spielerische Weise zugänglich für unterschiedliche Herangehensweisen. BesucherInnen können schnell ihre Meinung abgeben, sich intensiver Befassen oder komplexe Gesamtentwürfe und Szenarien entwickeln. PlanBude ist ein Versuch, neue, intensive Formen der Beteiligung zu entwickeln, und könnte zum Modell für eine demokratische Stadtplanung werden.
Mit welchen Methoden arbeitet die PlanBude?
In der PlanBude gibt es:
– ausführliche und anregende Fragebögen, die Wünsche nach der sozialen Ausrichtung wie nach ganz neuen Ideen oder totalen „no-gos“ erfragen
– eine Inspirationscouch in Leucht-Orange
– ein LEGO-Modell im Maßstab 1:150, um sich die Sache dreidimensional vorstellen zu können
– eine urbane Bibliothek
– Werkzeug für Fotosafaris
– eine psychogeographische Wärmekarte
– Lackstifte, um auf schwarzem Papier die Frage „Wie soll die Fassade der Esso-Häuser am Spielbudenplatz im Jahr 2020 bei Nacht aussehen?“ zu beantworten
– Bögen, um das Leben der Keller oder der Dachlandschaften zu entwerfen
– spezielle Kinderfragebögen
– Knetmodelle im Maßstab 1:500
– die Frage nach dem Tanke-Ersatz
und außerdem:
– machen wir eine Befragung und Hausbesuche in Zusammenarbeit mit der GWA St. Pauli
– Workshops zu speziellen Themen (Knack den St. Pauli Code 1, bereits am folgenden Samstag – Anmeldung erbeten)
– Fachvorträge
– Kurse mit der 4. und 10. Klasse der St. Pauli-Schule
– spontane PlanCamps vor Supermärkten
– 20.000 der Fragebögen werden an sämtliche Haushalte auf St. Pauli verteilt
– und schließlich die 100-Millionen-$$$-Frage.
Was ist mit den Vorgaben des Bezirks? Ist das also doch alles nur Scheinbeteiligung?
Nein. Die St. PaulianerInnen können sich mit diesem Rahmen auseinandersetzen. Sie können auch frei drauflos arbeiten. Sollten die Ergebnisse aus der Beteiligung krass von diesen Marken abweichen, wird sich das gewählte Bezirksparlament wiederum damit auseinander setzen müssen. Mal abgesehen davon, dass die Vorgaben nicht nur einschränken, sondern auch interessante Herausforderungen stellen. Und wie die französische Stadt-Theoretikerin Anne Querrien über Park Fiction sagte: jede Wunschproduktion beginnt mit einem „Nein“. Wer hier mit plant, kann den abstrakten Rahmen mit Inhalt füllen – oder auch verändern und erweitern.
Was haben denn die ESSO-Häuser mit dem Park Fiction am Hafen zu tun?
Park Fiction war zunächst ein alternativer Planungsprozess aus dem Stadtteil, den der Senat später anerkannt hat. Das damals entwickelte Verfahren gilt heute weltweit als Modell für eine „bottom-up“ Planung mit künstlerischen Mitteln. Anders als damals, ist PlanBude heute gleich zu Beginn vom Bezirk beauftragt. Aber die Erfahrung, dass eine Planung durch die StadtbewohnerInnen auch umgesetzt werden kann, ist mit dem Park für viele täglich erlebbar. Er ist einer der beliebtesten Orte, und Teil der Alltagskultur von St. Pauli. Diese Erfahrung, dieses „Wissen des Stadtteils“ stärkt den Beteiligungsprozess. Außerdem sind einige der damals zentralen Personen auch im Team der PlanBude dabei.
In den Vorgaben erwähnt werden neben mindestens „50% Sozialwohnungen“ auch „maximal 24.500 qm Bruttogeschossfläche“ – was soll das den heißen? Das kann sich doch niemand vorstellen!
Genau. Wir auch nicht. Deshalb gibt es das Knetmodell im Maßstab 1:500.
24.500 qm BGF entsprechen 1,3 Kilo Knete: Mit dieser Knetmasse können die BesucherInnen kinderleicht ein ganz ernsthaftes Modell kneten. Und am Ende mit einer üblichen Haushaltswaage überprüfen, ob ihr Entwurf mehr oder weniger Fläche bringt, als vorgegeben.
Ist die PlanBude parteiisch?
Die Aufstellung eines Bebauungsplans ist eine öffentliche Aufgabe. Gemeinwohlorientierung steht im entsprechenden Baugesetz im Vordergrund. Beteiligung der Bevölkerung ist vorgeschrieben. Das nimmt PlanBude sehr ernst und macht das auf innovative Weise: PlanBude versucht alle zu erreichen – besonders diejenigen, die von Vornherein besonders betroffen sind, und in der Breite fokussiert auf die Menschen, die in St. Pauli wohnen und arbeiten. Wir werden sehr bald auch MuttersprachlerInnen in der Bude haben, die an einem Tag der Woche neben Deutsch und Englisch auch Türkisch, Russisch, Französisch, Polnisch und Spanisch sprechen.
Egal, ob sie Eigentumswohnungen, Genossenschaften, Villen, Sozialwohnungen oder Bauwagenplätze favorisieren: Alles wird aufgenommen, erfasst und archiviert. Darüberhinaus sind alle HamburgerInnen eingeladen, ihre Ideen einzubringen – denn die Reeperbahn und der Spielbudenplatz sind ja enorm wichtig für die gesamte Stadt.
Inhaltlich hat die Bezirksversammlung durch den Erlass der sozialen Erhaltenssatzung ein starkes Signal gesetzt, dass Verdrängung durch steigende Mieten in St. Pauli ein Problem ist. Und auch die Frage, wie sich die „Logik“ St. Paulis in einem Neubau fortsetzen ließe, oder die Treffpunktfunktion der Tankstelle wieder erneuert werden könnte, gibt eine Tendenz vor. In dem Sinne sind wir parteiisch und hoffen auf gute Vorschläge, neue Ideen, Ihr Wissen:
Rennt uns die Bude ein!
PlanBude
Spielbudenplatz/ Ecke Taubenstrasse
Di – So, 16.00 -21.00 Uhr
Postfach 304163
20324 Hamburg
www.planbude.de <https://planbude.de>
Ideen per mail an: spielbude@planbude.de
Anfragen per mail: office@planbude.de
https://www.facebook.com/planbude
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Anfragen zur Presseerklärung:
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PlanBude jetzt täglich (außer Montags) von 16-21 Uhr